Kurt Marti
Maria
l. und maria sang
ihrem ungeborenen sohn: meine seele erhebt den herrn
ich juble zu gott meinem befreier ich: eine unbedeutende frau -
aber glücklich werden mich preisen die leute von jetzt an
denn großes hat gott an mir getan - sein name ist heilig
und grenzenlos sein erbarmen zu allen denen es ernst ist mit ihm -
er braucht seine macht um die pläne der machthaber fortzufegen
er stürzt die hohen vom sitz und hebt die unterdrückten empor
er macht die hungrigen reich und schickt die reichen hungrig weg
2. und maria konnte kaum lesen
und maria konnte kaum schreiben und maria durfte nicht singen
noch reden im bethaus der juden wo die männer dem mann-gott dienen
dafür aber sang sie ihrem ältesten sohn
dafür aber sang sie den töchtern den anderen söhnen
von der großen gnade und ihrem heiligen umsturz
3. dennoch erschrak sie
4. und dann
5. später viel später
blickte maria ratlos von den altären auf die sie gestellt worden war und sie glaubte an eine Verwechslung als sie - die vielfache mutter- zur jungfrau hochgelobt wurde
und sie bangte um ihren verstand als immer mehr leute auf die knie fielen vor ihr
und angst zerpreßte ihr Herz je inniger sie - eine machtlose frau - angefleht wurde um hilfe um wunder
am tiefsten verstörte sie aber der blasphemische kniefall von potentaten und schergen gegen die sie doch einst gesungen hatte voll hoffnung
6. und maria trat
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